Mittwoch, 1. Oktober 2014

Laterne, Laterne ...

... Sonne, Mond und Sterne. So der Kinderreim. Und wir im Nikolaiviertel können uns unseren Reim darauf machen, warum immer wieder die Straßenbeleuchtung beschädigt wird. Im Volksmund "Schinkel-Laterne" genannt, wird der Klassiker unter den Beleuchtungskörpern zwar nicht mehr mit Gas betrieben,  das gelbliche Spektrum des Lichts erreicht man mit Quecksilberlampen.

Seit einiger Zeit habe ich den Verdacht, dass die Stadtplaner
(Abtl. Öffentliche Beleuchtung) ein heimliches Abkommen mit LKW-Fahrern getroffen haben, die regelmäßig das Nikolaiviertel anfahren. Denn sie sind es, die immer wieder die gusseisernen Bündelpfeilermasten berühren, sie umstoßen, niedermachen. Okay, dass dahinter eine Absicht steht, ist ironisch gemeint, aber das Ergebnis ist wirklich nicht zum Lachen.

Die Straßen, eigentlich sind es Gassen, in der Fußgängerzone sind eng. Dennoch quälen sich die Lieferanten morgens mit ihren großen Dreiachsern durchs Viertel. Es gibt regelrechten Rushhour-Verkehr wenn Fahrer die Restaurants und Kneipen ansteuern. Sie müssen sich arrangieren, rangieren, rückwärts und vorwärts bis … es wieder mal kracht. Entweder wird der Laternenmast übersehen, oder der hohe Kastenaufbau des LKW touchiert einen Beleuchtungskörper, der dann schräg hängen bleibt und schließlich ganz runter fällt. Oder ist das eine neue Form des Vandalismus?

(siehe auch ... http://nikolaiviertel-aktuell.blogspot.de/2014/01/schonwieder.html )

Jetzt sind es gerade wieder zwei, die als Stümpfe ohne Funktion am Straßenrand der Poststraße stehen. Was tun? Wo kann man die kaputte Laterne melden? Die LKW-Fahrer sind so im Stress, dass sie den angerichteten Schaden nicht einmal merken oder sie machen sich heimlich davon. Dabei wäre es sehr einfach den Betreiber der Laternen zu informieren. An einigen Masten kleben Zettel: Bei Störungen - Rufen Sie die kostenlose Hotline an : 0800 110210. Dort meldet sich die Firma Vattenfall, das Management für öffentliche Beleuchtung in Berlin. Schnell kommt dann ein Techniker und klemmt den Strom ab: Gefahr im Verzug! Allerdings wartet der Anwohner sehr, sehr lange, bis ein Ersatz für die zerstörte Laterne montiert wird.  Der Laternenstummel, an der Ecke des Museums Knoblauchhaus, wartet seit Januar 2014 auf Ersatz. Gut das es am Gebäude selbst noch einen Wandarm mit "Schinkel-Laterne" gibt. So ist wenigstens der Eingang zum Museum in der kommenden dunklen Jahreszeit beleuchtet.

Ach ja, demnächst öffnet sogar ein MuseumsShop unter der Laterne. Ob die Stiftung Stadt Museum Berlin vielleicht einen kurzen Draht zu Vattenfall hat? Vielleicht sogar persönliche Drähte? Wenn es der Lichtfindung dient.
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 Wer mehr über die berühmten Lampen wissen will, der liest im Kurier nach ...

http://www.berliner-kurier.de/kiez-stadt/historische-strassenlaternen-dieser-mann-knipst-berlin-das-licht-an,7169128,28529164.html

Historische Straßenlaternen Dieser Mann knipst Berlin das Licht an Von Cornelia Schmalenbach, am 26. September 2014
Der Ur-Ur-Großvater legte vor 175 Jahren den Grundstein für einen der ältesten Familienbetriebe Berlins: Die Eisengießerei Behr. Die Brüder Markus und Johannes führen die Firma in fünfter Generation.

Noch nie was von den Behrs gehört? Bestimmt aber gesehen. Denn Produkte ihrer handwerklichen Kunst prägen das Stadtbilds Berlins: Historische Straßenlaternen im Nikolaiviertel und in der Altstadt von Köpenick, auch das Geländer an der Liebknechtbrücke zwischen Dom und Schlossinsel, die Ketten-Poller vor dem Brandenburger Tor und verschnörkelte Straßenschilder am Pariser Platz, die Touristen aus aller Welt so gern fotografieren, entstanden in der Gießerei Behr.

„Es fing mit einer Drechslerei am Alex an“, erzählt Markus Behr (51). Sie stellte Teile für die preußische Eisenbahn her. Als im 19. Jahrhundert französische Hutmacher kamen, bestellten sie Holzformen. Die müssen genial gewesen sein, denn 1873 gab es auf der Weltausstellung in Wien viel Anerkennung. Für die maschinelle Fertigung der Hüte wurden bald Formen aus Eisen gebraucht. Die zweite Generation Behr baute eine Eisengießerei in Weißensee mit hundert Beschäftigten. Die Lieferungen gingen jetzt bis nach Übersee. Nach dem Krieg wollten die Russen Ersatzteile für Fahrzeuge.

„1972 wurde unser Familienbetrieb verstaatlicht“, erzählt der Chef. Bis zur Wende hieß er VEB Eisengießerei Weißensee. Dann übernahm die fünfte Generation Behr das Ruder. In den neuen Produktionshallen in Hohenschönhausen lagern viele Modelle, die wie zu Urgroßvaters Zeit mit flüssigem Metall ausgegossen werden. Der letzte Auftrag kam aus Neukölln: 280 elektrische Leuchten, die die Gaslaternen ablösen werden.

 


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