Sonntag, 27. Oktober 2013

Kulisse für Werbung

Marketing für hypermoderne Produkte mit Berliner Vergangenheit im Hintergrund. Besuch vor dem Bärenbrunnen.


Donnerstag, 24. Oktober 2013

Veranstaltung


PROGRAMMTIPP
Dienstag | 29. Oktober 2013 | 16-20 Uhr
Nikolaikirche| Stadtmuseum Berlin


FORUM STADTGESCHICHTE
KOLLOQUIUM: Enteignung mit System.
Zur „Arisierung“ des Grundeigentums jüdischer Bürger in Berlins historischer Mitte



Das Kolloquium widmet sich einem noch wenig durchleuchteten Kapitel der Berliner Stadtgeschichte. Vor der Zerstörung des Berliner Stadtzentrums im Zweiten Weltkrieg organisierten der NS-Staat und seine Behörden im Rahmen der „Arisierung“ einen Raubzug gegen die jüdischen Grundeigentümer im Zentrum Berlins. Deutlich gemacht wird der Zusammenhang zwischen Speers „Germania“-Plänen und der Vertreibung, Enteignung und Vernichtung der jüdischen Bürger Berlins. Die Fragen nach Verantwortung, Entschädigung und Restitution werden zum Thema gemacht. Welche Bedeutung haben sie für die beabsichtigte Wiederbebauung der historischen Mitte?


PROGRAMM:

16.00 Uhr
Grußworte
Dr. Franziska Nentwig, Generaldirektorin Stadtmuseum Berlin
André Schmitz, Staatssekretär für Kultur des Landes Berlin

Das Verfolgungsnetzwerk in Berlin. Grundstücke und Gewerbetätigkeit
Dr. Christoph Kreutzmüller, Haus der Wannsee-Konferenz, Berlin


Grundstücksenteignungen und Arisierungsgeschäft im Kontext der Speer‘schen Stadtplanung
Dr. Susanne Willems, Berlin

Staatlicher Raub, Individuelles Leid
Dr. Benedikt Goebel/Lutz Mauersberger, Berlin

17.30 Uhr | Pause

Entschädigungen und Restitution – Versäumnisse, die zweite „kalte Enteignung“, Zukunftsaussichten
Gunnar Schnabel, Rechtsanwalt, Berlin

Stadtplanung ohne Wiedergutmachung? Die Planungen für die historische Mitte
Manfred Kühne, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Berlin

19.00 Uhr
Podiumsdiskussion
Moderation: Sven Felix Kellerhoff, Die Welt, Berliner Morgenpost


29.10.2013 | 16 – 20 Uhr

NIKOLAIKIRCHE | Stadtmuseum Berlin
Nikolaikirchplatz | 10178 Berlin
Eintritt 5,00 Euro
Infoline Tel. (030) 24 002-162

Stiftung Stadtmuseum Berlin
Landesmuseum für Kultur und Geschichte Berlins
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http://www.stadtmuseum.de/sites/default/files/stadtmuseum_kolloquium_enteignung_web.pdf



Mittwoch, 23. Oktober 2013

NV soll schöner werden

Das Nikolaiviertel wird ein wenig gehübscht.



Men at Work


Kiesbett ersetzt Blumenbeet. Mehr Licht fürs Brauhaus. Keine Vogelsch...e mehr auf Tischen und Stühlen der Außengastronomie im Sommer.
Drei neue Bäume auf jeder Seite. Der Drachentöter in der Mitte.




http://www.berliner-woche.de/nachrichten/bezirk-mitte/mitte/artikel/28690-rodungen-am-denkmal-des-st-georg-im-nikolaiviertel/
 
Rodungen am Denkmal des St. Georg im Nikolaiviertel
Dirk Jericho 24.10.2013
Mitte. Das Grünflächenamt hat alle Bäume am Reiterstandbild Heiliger Georg am Spreeufer im Nikolaiviertel gefällt, ohne die Anwohner vorher zu informieren. Dafür fehle dem Bezirk das Personal, sagt der zuständige Stadtrat Carsten Spallek (CDU).
Bäume fällen ist immer eine heikle Sache. Anwohner protestieren reflexartig, wenn es dem Stadtgrün an die Wurzel gehen soll. Das Grünflächenamt lobt sich gern für seine offene Informationspolitik. Im Internet werden alle geplanten Baumarbeiten aufgelistet. Alle? Von der Rodung aller Kugelscheinakazien am St. Georg Denkmal im Nikolaiviertel wusste niemand etwas vorher. Wie Baustadtrat Carsten Spallek auf eine Anfrage des SPD-Verordneten Stefan Draeger sagte, waren die kleinen Bäume schwer im Wurzel- und Kronenbereich geschädigt und mussten weg. "Durch den massiven Abbau von Personal und die hohen Auflagen der Verkehrssicherungspflicht bleibt bei solchen unbedeutenden kurzfristig dazwischen geschobenen Rodungen die Öffentlichleitsarbeit immer auf der Strecke", so Spallek. Durch die Sparauflagen in der Grünpflege würden Anwohnerinformationen den Aufgaben der Verkehrssicherungspflicht zum Opfer fallen.
Wie Spallek sagt, werden im Herbst an gleicher Stelle sechs jeweils zehn Jahre alte Zierkirschen nachgepflanzt, "die schon jetzt eine höhere ökologische Leistung haben als die gerodeten Bäume."


Dienstag, 22. Oktober 2013

Reaktionen


Wohnung: Plattenbau in zentraler Lage 

Am 18. Oktober 2013 schreibt Roland Mischke in der Berliner Morgenpost eine "Human Interest Story".  Die Sonderform der Klassischen Moderne gilt gemeinhin nicht gerade als sexy. Aber in Mitte sehen die Bewohner das anders.
http://www.morgenpost.de/printarchiv/immobilien/article121037069/Plattenbau-in-zentraler-Lage.html
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Eine kluge Analyse von einem Außenstehenden (einem Fremden) über das Viertel. Er/sie hat von den Querelen nichts mitbekommen. Meinung, ja, aber scharfsinnig, um Objektivität bemüht. Lesenswert!

Das Viertel, mit seinen architektonischen und sozialen Merkmalen, bietet sich an als Bühne für ein Märchen an, in dem Vergangenheit und Gegenwart, Fiktion und Realität sich vermischen.
Das Viertel ist eine versteckte Insel in Berlin, die mit ihrer eigenen Regeln und Rhythmen zu funktionieren scheint.
Die Akteure, die auf dieser Bühne agieren, sind Bewohner, Touristen und Gewerbetreibende/Angestellte. Unser Wunsch ist durch unsere Interventionen und die kollektive Erfahrung des Spazierengehens in dem Viertel sich mit dieser Identität des Viertels auseinanderzusetzen, sie vorzustellen und womöglich auch sie mit kleinen, teilweise kaum
wahrnehmbaren, subversiven Aktionen in Frage zu stellen bzw. dagegen zu wirken.

Wir möchten eine Narration schaffen in dem wahre Geschichten der „Beleber“ des Viertels sich mit historischen und fiktiven Fakten vermischen.
Dem Publikum wollen wir ein spielerische Struktur anbieten, sie von Station zu Station durch spielerische Anleitungen (vorauss. in Form eines Quiz, Schnitzeljagd) führen.
Folgende Aspekten interessieren uns besonders:
  •     Wie wirkt/funktioniert und was bewirkt die „historische“ Rekonstruktion einer deutschen Altstadt?
  •     Welchen Beitrag leistet der Ort zu einer (deutschen) Identitätsbildung?
  •     Wie wirkt dieses „typisch deutsche“ Viertel auf die Bewohner/Bewohner mit Migrationshintergrund/Besucher?
  •     Was bewirken / wie wirken historische (Re-)Konstruktionen in anderen Städten (z.B. Altstadt in Warschau)?
  •     Wie viel „Multikulti“ bietet das Viertel?
  •     Was bewirkt der Ort? Wie wirkt der Öffentliche Raum im NV? Das NV ist/scheint von außen betrachtet wie eine abgeschlossene, künstliche Insel. Sozusagen ein Disneyland der Stadt, ohne dass man die Eintrittskarte zahlen muss, aber das trotzdem so auf die Besucher wirkt.
Inwiefern beeinflusst der künstliche Charakter des Viertels unsere Haltung und Benehmen dort?

Durch seine Architektur – die (Re-) Konstruktion einer vertrauten Altstadt – hat das NV einen etwas märchenhaften Charakter. Verstärkt wird dies auch durch die Läden und Lokale, die im Viertel zu finden sind. Hier wird auf den ersten Blick „deutsche Gemütlichkeit“ und Nostalgie inszeniert. Viele Schichten der deutschen Geschichten sind in dem Architektur des Viertels wieder zu erkennen und stehen harmonisch miteinander. Betrachtet man den Ort aber näher – und
kommt mit den Menschen, die dort arbeiten und leben in Kontakt – bemerkt man, dass es mehr als eine „leere“ Inszenierung des Vergangenen oder des „Nie-Dagewesenem“ ist: es ist etwas „Neues“ bzw. eine neue Identität entstanden. Der (un-)historische-(un-)befleckte Ort wird von Gewerbetreibenden als Bühne genutzt, ihre Träume/Visionen zu realisieren. Im NV findet man Geschäfte, die es nur dort gibt und die anscheinend nur dort existieren können.

(Zitat: http://transeuropawalk.wordpress.com/walk-work-in-process/)

Image ist gut

Reaktion auf den Zeitungsartikel im Fernsehen am 17. Oktober 2013

TV Berlin - Nikolaiviertel kein Besuchermagnet mehr? (Kiez konkret) - Teil 1 bis 3

Seit einem Zeitungsartikel kommen Gerüchte um das Nikolaiviertel auf. Trotz der historischen Bedeutung für Berlin und des schönen Ambiente locke das Viertel kaum noch Besucher an. Doch stimmt dies? Kiez konkret hat das Nikolaiviertel besucht und unterschiedliche Persönlichkeiten zu den Gerüchten und dem aktuellen Zustand befragt.

http://www.youtube.com/watch?v=s67DN4ePwIc&feature=share&list=PL7Ort_YZGjC76Z1-C8q-lIov_Go8k0hSE


Image ist schlecht

Ein Artikel im Boulevardblatt KURIER verbreitet am 1. Oktober 2013 schlechte Stimmung.


anklicken = lesen
http://www.berliner-kurier.de/kiez-stadt/endlos-baustellen--fehlende-werbung--schlechtes-image-nikolaiviertel--das-herz-von-berlin-blutet-aus,7169128,24499884.html

Sonntag, 13. Oktober 2013

Wer baut wo?

... und warum nicht?
http://www.tagesspiegel.de/berlin/liegenschaftspolitik-in-berlin-die-mitte-liegt-brach/8925320.html

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Wo geht es hier zum Nikolaiviertel? Die Humboldt-Box ist gut ausgeschildert. Doch an dieser Ecke (links geht's an der Spree entlang zur Rathausbrücke) könnten die Gewerbetreibenden im Nikolaiviertel auch für sich noch Werbung machen. Platz auf dem Bauzaun wäre reichlich.


Aber lieber, so scheint es, weint man sich im Boulevardblatt Kurier aus und jammert über die fehlenden Umsätze.

http://www.berliner-kurier.de/kiez-stadt/endlos-baustellen--fehlende-werbung--schlechtes-image-nikolaiviertel--das-herz-von-berlin-blutet-aus,7169128,24499884.html

Freitag, 4. Oktober 2013

Lichtspiele zum 44sten Geburtstag

.... Zitat aus dem Tagesspiegel vom 3.10.2013: "Der Fernsehturm ... hat am Donnerstag sein Schnapszahl-Jubiläum: Er wird 44 Jahre alt. Der Zufall und der 20. Jahrestag der DDR am 7. Oktober 1969 wollten es, dass das mit 365 Metern höchste deutsche Gebäude just an jenem 3. Oktober eröffnet wurde, der seit 23 Jahren Tag der Deutschen Einheit ist."

Ein besonderer Tag, obwohl ich mit diesem Turm täglich aufwache.





Donnerstag, 3. Oktober 2013

Nachbarschaft Humboldt-Forum-Baustelle



Eine Webcam auf dem Wohnhaus im Nikolaiviertel (mit Blick auf die Rathausbrücke) zeigt uns die Baustelle in sehr guter Qualität. Anders als die "billigen" Webcams, die über Berlin verteilt sind, liefert die Stiftung drei erstklassige Bilder in HD-Qualität.
Man wolle Transparenz beweisen, wie mit den Geldern für den Neubau des Schlosses umgegangen werde, sagt der Chef der Stiftung Humboldt-Forum Manfred Rettig.
Die Bilder der Dachkameras überzeugen durch ihre Schärfe und Brillanz.




http://cam01.berlinerschloss-webcam.de/
http://cam02.berlinerschloss-webcam.de/
http://cam03.berlinerschloss-webcam.de/

... und aktuell im Tagesspiegel schreibt Marie Rövekamp
http://www.tagesspiegel.de/berlin/spenden-zwischenbilanz-beim-humboldt-forum-beim-stadtschloss-fehlt-noch-geld/8879034.html
 


Dienstag, 1. Oktober 2013

Erinnerung an sechs Bewohner im Viertel



Im Nikolaiviertel wurden erneut "Stolpersteine" verlegt.
Der große, breitkrempige Hut, der das Gesicht verdeckt und den Träger vor neugierigen Fragen weitgehend abschirmt, ist ein Markenzeichen des Bildhauers. So, wie die vor ihm liegenden gold-schimmernden, quadratischen Plaketten, die er in seinem Atelier anfertigt. Als Bewohner des Nikolaiviertels werde ich zufällig Zeuge, wie der Aktionskünstlers Gunter Demnig seine bekannten „Stolpersteine“ verlegt. Routiniert, jeder Handgriff geübt, mit Hilfe professioneller Werkzeuge, stemmt der Künstler eine Lücke ins kleinteilige Pflaster des Gehweges. Seine Methode zeigt, hier ist Eile geboten. Gunter Demnig hetzt von einem Stadtteil zum nächsten. Immer neue Aufträge für immer mehr „Stolpersteine“ erlauben kein Verweilen am Ort. Es gibt noch viel zu tun. Dieses schreckliche Kapitel deutscher Vergangenheit und die Erinnerung an die Opfer wird den Mahner Demnig noch lange auf Trapp halten. Seit Juli 2000 haben Gunter Demnig und von ihm autorisierte Personen berlinweit über 5000 Stolpersteine verlegt.



Das Stadtmuseum Berlin hatte sich in Zusammenarbeit mit Berliner
Schülern auf die Spurensuche von Juden begeben, die im heutigen Nikolaiviertel lebten. An die Menschen und ihr tragisches Schicksal werden nun weitere sechs „Stolpersteine“ vor ihren ehemaligen Wohnhäusern erinnern.



Diese am Mittwoch (25. September 2013) eingeweihten „Stolpersteine“ sind nicht die einzigen im Nikolaiviertel. Vor neun Jahren, im Oktober 2004, wurden die ersten Gedenksteine an der Ecke Rathausstraße/Spandauer Straße platziert. Sie erinnern an das Kaufhaus Nathan Israel und den Retter jüdischer Kinder, Wilfried Israel.

Für die Schülerinnen und Schüler ist das Projekt aber erst abgeschlossen, wenn sie auch noch Putzpaten oder Putzpatinnen für die verlegten Gedenksteine finden. Der goldene Schimmer, vor allem aber die Lesbarkeit der Namen, sind dem Bildhauer Demnig und den Initiatoren wichtige Anliegen.

Die Zitate (unten) stammen aus den Biographien, die die Schüler in der zweiten Schuljahreshälfte zusammengetragen haben. Das Gymnasium Tiergarten und die beiden Paten, Verein der Freunde und Förderer des Stadtmuseums Berlin e.V. und die Wohnungsbaugesellschaft Mitte (WBM) haben dieses Projekt initiiert und gefördert, denn ein „Stolperstein“ kostet inzwischen 120 Euro. Die Koordinierungsstelle Stolpersteine Berlin fungiert als Kontaktstelle zwischen dem Künstler und seinem Team, den bezirklichen Initiativen, den Stolpersteinpaten und den Angehörigen der Opfer und darüber hinaus als zentrale Anlaufstelle für Stolpersteinanfragen und -anträge in Berlin.

Hier die ausführlichen Berichte der Schüler über die Menschen, die wir nicht vergessen wollen.


Burgstraße(heute Spreeufer)3

Margarete Croner, geb. Heymann (Jg. 1881)

Wilhelm Croner (Jg. 1869)

Deportiert am 13.1.1942

Todesort Riga



Wilhelm Croner wurde am 26.04.1869 in Berlin geboren. Er war der Sohn des jüdischen Kaufmanns Simon Croner und seiner Ehefrau. In Berlin besuchte Wilhelm Croner das Wilhelmstädtische Realgymnasium bis zum Einjährigen Zeugnis. Mit dem sogenannten „Einjährigen“ konnte man in die mittlere Beamtenlaufbahn, auf Handelshochschulen, Kunsthochschulen oder Landwirtschaftliche Lehranstalten eintreten und musste anstatt drei Jahren Wehrdienst nur ein Jahr ableisten. Nach seinem erfolgreichen Schulabschluss ging Wilhelm Croner bei der Briefmarkenfirma Philipp Cosack in die Lehre. Um ca. 1900 eröffnet er sein eigenes Einzelhandelsgeschäft in der Poststraße 31. Er spezialisierte sich auf Zigarren, verkaufte diese en gros und en detail. In diesem Geschäft arbeiteten mindestens 4 Angestellte für ihn. Im Jahre 1907 heiratete Wilhelm Croner die zwölf Jahre jüngere Margarete Heymann (Jahrgang 1881), aus deren Leben uns leider nichts bekannt ist. Zwei Jahre später kommt ihre Tochter Gertrude zur Welt. Gemeinsam bewohnte die Familie eine fünf Zimmer Wohnung in gut bürgerlichem Stil in der Burgstraße 3, das heutige Spreeufer. Ihrer Tochter Gertrude ermöglichten die Eheleute Croner nur die beste Schulausbildung, sie besuchte das Staedtische Luisen-Lyzeum und machte später eine Ausbildung am Sozialarbeiter-Seminar. Schon seit der frühen Kindheit der Tochter ging die Familie Croner zusammen auf Reisen. Das gutgehende Zigarrengeschäft verlegte Wilhelm Croner vor 1933 in die Königstraße, in unmittelbarer Nähe zum Kaufhaus N. Israel. Im Jahre 1933/34 fingen die Schikanierungen und Bedrohungen durch die Gestapo an. Im Jahre 1935 wurde der Familie Croner durch Verleumdung eines Angestellten das Geschäft geschlossen und alles von der Gestapo beschlagnahmt. Diese konkreten Bedrohungen nahmen Herrn Croner stark mit, so dass er einen Riss in seiner Lunge erlitt. Bis zum Jahre 1942 wohnten Margarete und Wilhelm Croner in der Burgstraße 3. Ihre Tochter emigrierte vor 1942 nach Israel. Am 31. Januar 1942 wurden Margarete und Wilhelm Croner in den Osten deportiert und ermordet. Ihr Todesort ist Riga. 


 



Poststraße 12

Meta Lesser

Jg. 1885

Deportiert 3.3.1943

Ermordet in Auschwitz



Meta Lesser (geb. Goldberg) wurde am 27.8.1879 in Westpreußen geboren. Nach dem Tod ihres Mannes Sigfried Lesser im Jahre 1935 – er wurde auf dem jüdischen Friedhof Weissensee begraben - lebte sie zusammen mit ihrem Sohn Jacob David, geboren 1920, in der Poststraße 12. Meta Lesser und ihr verstorbener Mann Siegfried Lesser waren Mitglieder der Jüdischen Gemeinde von Berlin. Die Familie Lesser bewohnte in diesem Haus – Poststraße 12 – eine 5 Zimmer Wohnung. Nach dem Tod ihres Mannes betrieb sie einen Großhandel mit Wollwaren namens Neumark & Baer. Der Sitz ihrer Firma war ebenfalls in der Poststraße 12. Der Sohn David besuchte ab 1933 die jüdische Mittelschule und wurde 1936 gezwungen eine Lehre als Schlosser zu machen. Im selben Jahr verlor Meta Lesser infolge der nationalsozialistischen Repressionen und der antisemitischen Hetze ihr Geschäft und einen beträchtlichen Teil ihrer Kundschaft, somit die Existenzgrundlage für sich und ihren Sohn. In derselben Zeit wurde ihre gut bürgerliche Einrichtung konfisziert. Der Sohn David wanderte im August 1938, gerade 18-jährig, alleine nach England aus. Meta Lesser wurde am 4.3.1943 nach Auschwitz deportiert und ermordet. Nur zwei Monate vorher schrieb sie ihrem Sohn über das Rote Kreuz einen Brief nach England: „Mein lieber Junge! Bin gesund, erhoffe gleiches von dir….“ unterschrieben mit „deine Mutti“. Wir wissen aus den Wiedergutmachungsakten, dass der Sohn von Meta Lesser eine eigene Familie in London gründete und in den 1950er über mehrere Jahre hinweg versuchte, eine Wiedergutmachung für das Unrecht, dass ihm und seiner Mutter widerfahren ist,  zu erlangen.

  


Poststraße 12

        HEIMANN SCHENDEL         
JG. 1885
DEPORTIERT 3.3.1943
ERMORDET IN
AUSCHWITZ


MARIE JOHANNA SCHENDEL
GEB. SANDER
JG. 1898
DEPORTIERT 3.3.1943
ERMORDET IN
AUSCHWITZ



Biographie für Marie Johanna und Heimann Schendel

Marie Johanna Sander wurde am 09. Oktober 1898 in Augsburg  geboren und war das Kind von Emma und Alfred Sander, einer Fabrikantenfamilie aus Augsburg. Am 6. Juni 1928 heiratete sie den 13 Jahre älteren Kaufmann Schendel Heimann, genannt Hugo, geboren am 3. September 1885 aus Schivelbein in Pommern. Marie Johanna machte eine Ausbildung als Bibliothekarin und war in Augsburg tätig. Wenig später zogen Marie Johanna und Heimann Schendel zusammen nach Ansbach in Bayern um das dortige Kaufhaus „L.D. Steiner“ zu führen, dessen Inhaber Heimann Schendel war. Das Kaufhaus L.D. Steiner „war eines der beiden führenden Kaufhäuser“ in Ansbach und die Familie Schendel beschäftigte 20 Angestellte. Am 20. April 1931 kommt Eva Jenny, das einzige Kind der beiden Eheleute, zur Welt. Unter dem Druck der politischen Verfolgung und der antisemitischen Stimmung in Ansbach, waren die Schendels gezwungen ihr Kaufhaus weit unter Wert zu verkaufen. Die Familie entschloss nach Berlin zu ziehen, da Sie sich dort, in der Großstadt, erhofften, unbekannt weiterleben zu können und somit vor der Verfolgung durch die Nationalsozialisten geschützt zu sein. Seit dem Jahre 1935 lebten Sie in Berlin Mitte, in der Poststraße 12. Marie Johanna und Heimann Schendel betrieben von dort aus einen Großhandel mit Stoffen und Textilien. Ihre Tochter Eva besuchte ab 1938 die Mädchen-Volksschule der Jüdischen Gemeinde. Am 3. März 1939 konnten die Schendels ihre Tochter Eva vor der nationalsozialistischen Verfolgung retten. Über einen Kindertransport zusammen mit anderen jüdischen Kindern kam Eva nach England und wurde dort vom Jüdischen Komitee der Familie Goldberg in London als Pflegekind übergeben. Heimann und Marie Johanna Schendel sahen ihre Tochter nie wieder. Am 3. März 1943 wurden beide nach Auschwitz deportiert und ermordet. Heute möchten wir ihrer und ihrem Schicksal gedenken. Von der Tochter Eva wissen wir, dass sie ab 1948 das Jüdische Lehrerseminar in Gateshead besuchte und Lehrerin an Jüdischen Volksschulen und später in Höheren Jüdischen Schulen wurde. 1951 heiratete sie den Rabbiner Raphael Margulies.





Poststraße 20
 RECHA ZEIDLER

GEB. SIMON

JG. 1886

DEPORTIERT 4.8.1943

ERMORDET IN

THERESIENSTADT



Recha Simon wurde am 12.12.1886 in Usch, Scheidemühl in Deutschland geboren. Sie war deutsche Jüdin, die mit ihrer großen Familie nach Berlin zog und dort glücklich lebte. Sie hatte insgesamt zwei Geschwister, Marta Gutknecht (geborene Simon) und Elsbeth Sandmann (geborene Simon) zu denen noch fünf Halbbrüder, Max Simon, Michel Simon, Harald Simon, Gerhard Simon und Georg Simon und zwei Halbschwestern, Frieda Laser (geboren Simon) und Betty Simon kamen. Racha Zeidler heiratete zwei Mal. Aus ihrer ersten Ehe mit Hermann Dobriner gingen keine Kinder hervor. Nach dem Tod ihres Ehemanns Hermann Dobriner am 29.12.1931, heiratete sie ein zweites Mal und zwar Herrn Zeidler, dessen Vorname nicht bekannt ist. Mit ihm bekam sie am 03.07.1923 einen Sohn, Horst Dobriner.

Recha Zeidler wohnte Zeit ihres Lebens in der Poststraße 20 in Berlin in einer drei Zimmer Wohnung. Diese Wohnung konnte sie sich durch ihren kleinen Heimbetrieb, eine Wäschefabrikation von Zuhause, finanzieren. Daraus lässt sich schließen, dass sie ein erfolgreiches Unternehmen geführt hat und somit unter guten Verhältnissen leben konnte.

Doch Recha Zeidler wurde Opfer der grausamen Gewalttaten der Nationalsozialisten und so wurde sie im August 1943 als verschollen gemeldet. Die Wirklichkeit jedoch, sprach eine andere Sprache, denn am 04.08.1943 wurde sie mit dem 95. Alterstransport nach Theresienstadt deportiert, um von dort, wenig später, nach Auschwitz deportiert zu werden. Dieses Schicksal ereilte viele jüdische Deutsche und so wurde Racha Zeidler in den Konzentrationslagern unmenschlich behandelt, sodass sie schwere Schäden am Körper und an ihrer Gesundheit erlitt, bis ihr Leiden am 08.05.1945 ein unvorstellbares Ausmaß annahm und sie an diesem Tage, gemeinsam mit zwei ihrer Halbbrürder, Max Simon und Michel Simon, sowie mit ihrer Halbschwester, Betty Simon und ihrem Sohn, Horst Dobriner ermordet wurde.