Freitag, 12. April 2013

Klein Hollywood für Pro7

Die Kulisse stimmt. Im Mittelalter (1237) wurde Berlin zum ersten Mal  erwähnt und Historiker gehen davon aus, dass die in Deutschland weit verbreitete Strafe für Kleinkriminelle auch hier praktiziert wurde. Menschen wurden an den Pranger gestellt.


Wikipedia weiß sogar von einem der letzten Fälle in Berlin zu berichten: …. Man schrieb damals 1853. Es war also ein auf der Höhe der Reaktion gemachter Versuch, die mittelalterliche Strafe des Prangers wieder einzuführen. Als wir um zwölf Uhr auf dem Rückwege an derselben Stelle standen, war das uns Jungen natürlich sehr interessierende Schauspiel bereits von der Bildfläche verschwunden. Die Regierung hatte wohl eingesehen, dass sie nach 1848 so etwas den Berlinern nicht mehr bieten durfte.


Ob faule Tomaten und Gemüsearten
ein Anspielung auf die gegenwärtigen
Lebensmittelskandale sind?


 
  
Wenn sich Joko und Klaas freiwillig in Ketten legen lassen, dann ist das wohl eher eine Metapher. Wofür? Das ist noch ihr Geheimnis.  Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf haben eine  Show im privaten Fernsehen. Dort, bei Pro7, können Neugierige  mehr über ihre Aktion erfahren und warum sie den Platz vor der Nikolaikirche als Kulisse ausgewählt haben.

Montag, 1. April 2013

Hollywood scheitert am Wetter


Hollywood verwandelt die Poststraße in Rue de la Poste
Eine  Produktionsfirma aus den Filmstudios Babelsberg hatte die Anwohner und Gewerbetreibenden rund um die Nikolaikirche per Rundschreiben gewarnt: Am Freitag von 17 bis 2 Uhr morgens könne es laut werden. In der vermeintlichen Nacht blieb alles ruhig.  Eine dichte Schneedecke verhinderte die  Dreharbeiten. Es sollten Szenen für einen Kinofilm werden, aber kein Hinweis auf Thema und Stars. Dass George Cloony in Berlin ist und die Geschichte der „Monuments Men“ filmt, spricht sich rum. Das Geheimnis ist keines mehr.  Auch nicht, dass er vor dem neuerlichen Wintereinbruch in Berlin kapituliert.


Am Mittwoch (27.3.2013), wolle er einen zweiten Anlauf nehmen. Das spricht man im Viertel, ein neuerliches Rundschreiben gibt es nicht. Mit hektischem Treiben beginnt die Woche. Ein ungewohntes Kratzen, Klack, Klack, Peng, Peng, Metall  trifft auf Stein,  weckt die Anwohner.  Mit Spaten, Schaufel, Eisstößer, Schneeschieber und Gasflamme  werden die Straßen und der Platz von Eis und Schnee befreit. Hollywood gibt nicht auf. Die finanziellen Ressourcen sind offenbar unbegrenzt.  Auch am Dienstag wird das Klick-Klack zur dauernden Geräuschkulisse. Mit Schubkarren werden die vereisten Schneeberge hinter die Kirche gekarrt. Die ersten Bühnenarbeiter und Dekorateure der Filmcrew verpassen dem historischen Viertel ein französisches Aussehen. Mit grünen Plastikbäumen vertreibt Hollywood den Berliner Winter und suggeriert einen französischen Sommer nach der deutschen Besatzung, nach 1944.

Aus der Eiergasse wird die Ruelle des Œufs ...
Am Mittwoch ist es dann soweit. Das Areal für die Filmaufnahmen wird weitläufig mit Gittern und Sichtschutz abgesperrt. Zaungäste können ab 18 Uhr nicht mehr zuschauen was da passiert. Ob sie vielleicht einen Blick auf George Clooney, Matt Damon oder gar Cate Blanchett erhaschen können? Die Presse heizt das Hollywood-Gefühl in Berlin auf. Aber welche Enttäuschung, wenn das Personal  von der Wach- und Schließgesellschaft jeden Zutritt verwehrt. Es sei denn, jemand wohnt in einem der Häuser. Dann wird das Fenster zur Kirche zum Logenplatz.

Cate Blanchett und George Clooney proben eine Fahrradszene
Der Ort der Handlung (location) ist ab 18 Uhr bereit. Klappe für die erste Einstellung. Action! Die Szenen spielen nachts. Riesige Scheinwerfer beleuchten die Fassaden, zaubern Stimmung. Wer von denen aber ist George Clooney, der Regisseur und Schwarm vieler Frauen? Da wimmelt es von Menschen am Set, die alle hin und her rennen, ganz wichtig tun. Und sie alle tragen die gleiche schützende Kleidung gegen die Kälte: Minus 3 Grad C,  gefühlt bestimmt minus 8 Grad. Sie alle tragen Kappen, Pudelmützen, Kapuzen mit und ohne Fell; unter welcher Bedeckung versteckt sich der Kopf von George?

Matt Damon (oben rechts im Bild) im Sommerhemd
Die anderen beiden Stars, Matt und Cate sind da schon leichter zu erkennen. Sie sind es, die in dieser Kälte durch ihre Sommer-garderobe auffallen, wenn sie zum eigentlichen Dreh (action!) ihren wärmenden Umhang fallen lassen und sogar auf das Fahrrad steigen.
Der Beobachter am offenen Fenster friert und leidet mit den Schauspielern. Die grünen Plastikbäume verströmen nur die Illusion eines Sommers in Frankreich. Der Winter in Berlin bleibt eisig.
Die moderne Filmtechnik mit den elektronischen Kameras erweist sich als Fluch für alle Beteiligten in diesem Fall. Wer heute Nachtaufnahmen in sein Drehbuch schreibt, der muss auch nachts drehen. Als großes Kino wirklich noch in Hollywood gemacht wurde, da gab es natürlich auch Szenen die nächtliche Stimmungen zeigten. Die aber wurde in der Sonne Kaliforniens  gedreht. Dafür gibt es einen festen Begriff:  „American Night“. (*)

Vielleicht haben der Regisseur und seine Produzentin aus Hollywood daran gedacht, als sie vorzeitig um 22 Uhr die  Dreharbeiten in der Berliner Nacht beenden, regelrecht abbrechen.  Die zweite Kapitulation.  Bei dieser Produktion ist vielleicht der Wurm drin – der Drehwurm?
Wie komme ich zu dieser Behauptung, dass die Dreharbeiten vorzeitig abgebrochen wurden? Eine Bestätigung von der Babelsberger Firma gibt es nicht – ein Geheimnis.

Die Ausstattung und alle Beteiligten hatten den Zeitrahmen für den Dreh von 18 bis 2 Uhr morgens angegeben. Als nach vier Stunden, um 22 Uhr Schluss war, die Kameras eingepackt , das Regie-Zelt abgebaut wurde, die Statisten den Drehort verließen, spürte man eine Stimmung der Erlösung. Indizien dafür: Das Dutzend geparkter Militärfahrzeuge auf dem Mittelstreifen Mühlendamm kamen nicht zum Einsatz. Die vielen, sehr vielen Statisten in Kostümen warteten auf vergeblich ihren Einsatz,  sie wurden nicht gebraucht.
Cate Blanchett full in Action bei -3°C

Und schließlich unterstellt der frierende Chronist dem Regisseur George Clooney eine sehr vernünftige, verantwortungsvolle Entscheidung: Er wollte seiner Kollegin Cate Blanchett im Sommerkleid eine Lungenentzündung ersparen. George Clooney scheint zu Recht ein Liebling der Frauen zu sein.

Robert M. Edsel, Die größte Schatzsuche der Geschichte
Mit Bret Witter. Aus dem amerikan. Englisch v. Hands Freundl.
Die Vorlage zum Film von und mit George Clooney
 (*) "American Night" ist der Name für eine Filmtechnik,
um eine nächtliche Szene zu simulieren; anstatt Tageslicht
wurde Kunstlicht Filmmaterial verwendet oder mit
speziellen blauen Filtern  die Illusion der Dunkelheit oder
Mondlicht geschaffen.